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«Morgens nach dem Aufstehen 15 Minuten tanzen»

«Das Glück ist nicht das Grosse», sagt Nicole Stadler. Oft sind es ganz kleine Momente. Damit sie heute mehr davon erleben kann, musste sie erst eine Wahl treffen und die Energieräuber aus ihrem Leben werfen. Es klingt, als hätte sich das gelohnt.

Nicole, was war Dein Glücksmoment heute?
Nicole Stadler:
Der ist jetzt gerade. Ich spaziere einen rauschenden Wasserfall entlang und nehme mir eine Stunde Zeit, um herunterzufahren, ganz langsam, und meine Sinne offen zu haben.

Machst Du das oft?
Ich versuche es täglich. Ich lausche bewusst, sehe bewusst und probiere auch mal etwas. So komme ich im Moment an.

Damit lebe ich sehr konsequent, und das wirkt nach aussen.

Als ich Dich das erste Mal getroffen habe, war ich recht gestresst und Du daneben die Ruhe selbst. Wie reagieren die Leute auf Dich?
Manche Leute kommen dann eher zur Ruhe, andere wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Ich erlebe mich selbst natürlich auch in Momenten, in denen ich nicht so ruhig bin. Ich vertrage nicht viel Stress und war deswegen immer gezwungen, Mittel und Wege zur inneren Ruhe finden. Ich musste entdecken, was mir guttut, was mir Energie gibt und was mir Energie raubt. Damit lebe ich sehr konsequent, und das wirkt nach aussen.

Nicole Stadler ist Coach, Speaker und Journalistin. Eines ihrer Herzensanliegen ist es, Frauen zu ermutigen und zu inspirieren. Das tut sie mit ihren Unternehmen Nicole Stadler Trainings und go talent, unter anderem mit Beratungen zu Laufbahn und Berufung, mit Trainings zum erfolgreichen Online-Auftritt und mit der Workshop-Reihe «Frauengeheimnisse – Erfolgsgeheimnisse». Ursprünglich kommt Nicole aus dem HR-Bereich, wo sie für IT-Unternehmen wie Google Schweiz als Recruiterin Menschen miteinander vernetzte.

Was hat sich seither verändert?
Ich musste immer mehr Dinge loslassen, die mir Energie rauben. Dazu gehört auch, dass Freundschaften auseinandergehen. Dafür entstehen neue Freundschaften oder auch geschäftliche Beziehungen, bei denen man sich auf einer neuen Ebene trifft. Ich habe sehr viele unterschiedliche Projekte. Manchmal komme ich dann in einen Modus, in dem ich abarbeite und nur noch funktioniere. Das ist nicht mit Genuss und Freude verbunden, auch wenn die einzelnen Projekte toll sind. Solche Zeiten möchte ich auf ein Minimum senken.

Wie?
Indem ich immer wieder Pausen einlege – ohne Handy, ohne Aktivität – habe ich danach sehr viel Tatkraft, wenn ich wieder aktiv bin. Solche Inaktiv-Zeiten trage ich mir in den Kalender ein.

Gelingt Dir das im Alltag?
Immer öfter, weil es mir auch immer wichtiger wird. Ich weiss, dass ich regulieren muss, sonst wird es sehr schnell anstrengend. Deswegen ist es die einzige Option, dass ich auf mich schaue und in meinem Tempo gehe.

Du bist ein sehr neugieriger Mensch. Ist diese Eigenschaft auch eine Belastung?
Ja, das ist wirklich ein Dilemma. Ich muss immer aufpassen, dass ich mich nicht verzettle und in zu viele Projekte investiere. Vor einer Entscheidung muss ich mich manchmal bremsen und nochmal drüber schlafen. Und wenn ich nicht sicher bin, – etwa wenn kein klares «Ja!» kommt, dann ist es für mich ein Nein.

Hast Du einen Glückstipp?
Ja, einen kleinen Schritt mit Wirkung: Überlege, wo Du Dir heute 15 Minuten lang etwas Gutes tun kannst, etwas Kleines für Dein Glück. Das Glück ist nicht das Grosse. Das Glück liegt in den kleinen Dingen. Das übersieht man oft.

Überlege, wo Du Dir heute 15 Minuten lang etwas Gutes tun kannst, etwas Kleines für Dein Glück.

Was ist Dein persönlicher kleiner Schritt ins Glück?
Morgens nach dem Aufstehen einfach 15 Minuten tanzen; zwei Stationen früher aus dem Tram steigen, langsam nach Hause laufen und alle Eindrücke aufnehmen. Etwas Feines essen, auch wenn es mal nicht supergesund ist. Einfach darauf hören, was mir guttut.

In einem Blogbeitrag hast Du kürzlich geschrieben, dass Du nach Deinem Zyklus lebst.
Das Leben mit dem Zyklus ist mein absolutes Lieblingsthema. Ich finde das so faszinierend, dass ich jetzt im Rahmen der «Frauengeheimnisse» einen Workshop zum Thema auf die Beine gestellt habe. Ich möchte das anderen Frauen weitergeben.

Kannst Du ein Beispiel nennen, wie Du in Deiner Monatsplanung auf Deinen Zyklus eingehst?
Was ich mir immer in meinen Kalender eintrage, ist meine Menstruation. Die zwei Tage davor und der 1. Tag – da mache ich keine Termine ab. Ich ziehe ich mich zurück und brüte zu Hause im stillen Kämmerchen Ideen aus. Ich kann dann kreativ sein, aber ich bin nicht kommunikativ. Die Planung klappt nicht immer, aber ich versuche mich danach zu richten.

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