Kreativ denken und auf den Bauch hören
Eins ist fix: das gemeinsame Abendessen mit ihrer Tochter. Zu Hause ist Kerstin Appel alleinerziehende Mutter, im Beruf leitet sie den kaufmännischen Bereich eines Museums. Ein Interview über die Herausforderungen des Alltags.
Kerstin, wie regelst Du die Kinderbetreuung?
Kerstin Appel: Bei meiner Tochter ist Flexibilität gefragt, denn jeder Tag gestaltet sich anders. Glücklicherweise ist meine Mutter eine verlässliche Partnerin bei der Kinderbetreuung, Ella geht aber unter der Woche auch in die Tagessstruktur. Da sie zweisprachig aufwächst, betreut sie zusätzlich einmal pro Woche eine junge Amerikanerin, die Englisch mit ihr spricht.
Meine Mutter ist mein Fels in der Brandung.
Wenn alle Stricke reissen: Wer ist Dein Back-up?
Definitiv meine Mutter. Sie ist mein Fels in der Brandung.
Wie organisierst Du Dich, wenn Deine Tochter krank ist?
Ich habe das grosse Glück, dass mein Arbeitgeber flexibel ist. Wenn es also notwendig ist, kann ich gelegentlich auch von zu Hause aus arbeiten.
Es gibt Tage, an denen man sich klonen möchte.
Was sollten auch andere wissen?
Im Bereich Kinderbetreuung sollte man nicht davor scheuen, kreativ zu denken und gleichzeitig auf sein Bauchgefühl als Mutter zu hören.
Wichtig erscheint mir auch, an den freien Tagen ganz bewusst Zeit mit dem Kind zu verbringen, ohne zu oft an die Arbeit zu denken. (Gelingt mir nicht immer, aber immer öfter.)
Was hat sich an Deiner Art zu arbeiten geändert, seit Du Mutter bist?
Goethes «Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust» ist mein Motto geworden. Es gibt Tage, an denen man sich gerne klonen möchte, um an beiden Orten gleichzeitig sein zu können.
Was fordert Dich aktuell am meisten heraus in puncto Kinder und/oder Job?
Ich bin grundsätzlich sehr zufrieden mit der Art und Weise der Alltagsplanung. Die Flexibilität meiner Tochter und meiner Mutter kommen mir hier sehr zugute. Ich bin mir bewusst, dass dies nicht selbstverständlich ist. Das gemeinsame Abendessen mit meiner Tochter ist – so gut es geht – ein fixer Bestandteil unseres Tagesablaufs. Wenn die Arbeitstage allerdings sehr fordernd sind, ist es manchmal eine Überwindung, noch ein gesundes Abendessen zu kochen.
Die Art der Betreuung ändert sich mit dem Alter der Kinder, weg vom Körperlichen hin zum Geistigen. Wie hast Du das erlebt?
Ja, seit meine Tochter in der Schule ist, hat sie oft viel Mitteilungsbedürfnis. Sie möchte von Erlebtem erzählen, aber auch Probleme oder Ängste besprechen. Hier kommt uns das erwähnte fixe Abendessen zugute. Meine Tochter weiss, dass es hier Zeit gibt, wo wir uns gemeinsam über ihren Tag unterhalten können.
Die Haltung meines Arbeitgebers gibt mir innere Freiheit.
Freiheit – was bedeutet der Begriff für Dich als berufstätige Mutter?
Freiheit bedeutet für mich, dass ich mein Büro verlassen kann, wenn meine Tochter mich braucht, und keine Rechenschaft abgeben muss. Fast alle bei uns im Team haben Kinder und wissen, dass man sich als Mutter Zeit für sein Kind nehmen darf, wenn es notwendig ist. Und diese Haltung meines Arbeitgebers gibt mir innere Freiheit.
Was wünschst Du Dir von Gesellschaft oder Politik?
Ich wünsche mir noch mehr Anerkennung dafür, was Frauen, die Beruf und Familie vereinen, eigentlich leisten.