Pipi-Methode fürs Klima
Seit ich die Pipi-Methode kenne, lassen mich die Nüsschen beim Apéro kalt. Die Methode ist einfach und sehr wirkungsvoll: Ich stelle mir vor, dass die Leute, die vor mir ins Schälchen gegriffen haben, sich auf der Toilette die Hände nicht gewaschen haben. Danke, keine Nüsschen für mich.
Jetzt bin ich auf der Suche nach dem Folgetrick. Ziel: Klimawandel stoppen. Ein grosses Ziel, klar. Aber was will man auch. Immer sagen alle: «Dream big!» Also träume ich gross. Wir fangen im Büro an, genauer gesagt in der Kaffeeküche.
Kürzlich hat der Bund mitgeteilt, dass das Pflichtlager für Kaffee abgeschafft werden soll. Wir wissen: Kaffee liefert kaum Proteine, kaum Fett und kaum verdauliche Kohlenhydrate. Kaffee ist nicht lebensnotwendig. «Aber!», werden Sie einwenden. Ich weiss.
Es spielt sich alles in unserem Kopf ab.
Erinnern Sie sich daran, als die Kaffeemaschine im Büro zuletzt kaputt war? Auf einmal war die Arbeitsmoral der ganzen Abteilung im Eimer. Kein Kaffee, keine Energie, kein Output, Wirtschaft kaputt. Aber eben: Das ist die Denke von gestern.
Jetzt sind wir bereit für einen Shift, wir gehen aufs nächste Level.
Wir wissen nicht nur, dass Kaffee gar nicht so gesund ist. Wir wissen auch, dass er zu den klimaschädlichsten Getränken gehört. Jede Tasse Kaffee bedeutet einen CO2-Ausstoss bis zu 100 Gramm. Ein zehnköpfiges Team verursacht durch seinen jährlichen Kaffeekonsum am Arbeitsplatz etwa soviel CO2, wie wenn Sie im Auto von Zürich nach Barcelona fahren würden. Wer Flugreisen lieber hat: Sie könnten dafür auch von Zürich nach Kiew fliegen, hin und zurück. Ein gewisses Potenzial ist da, vor allem wenn man bedenkt, dass in der Schweiz nicht nur zehn Menschen erwerbstätig sind, sondern mehr als fünf Millionen.
Aber gut, die Kaffeemaschine aus dem Büro zu verbannen – das ist vielleicht eine gar drastische Massnahme, und so schlimm ist es mit dem Klima dann ja doch nicht.
Fangen wir also klein an: Eine Tasse weniger am Tag.
Wer das auch am Wochenende und in den Ferien durchzieht, spart jährlich 36 Kilo CO2 ein. Das ist nicht viel, aber der Einsatz ist auch nicht hoch. Und vielleicht ist es dann auch egal, wenn die Kaffeemaschine das nächste Mal nicht funktioniert. Weil wir dann keinen Techniker brauchen, der sie repariert. Wir entsorgen sie ordentlich und freuen uns, dass das olle Ding endlich ausgestiegen ist. War ja auch Zeit.
Übrigens: Am 24. Mai ist weltweiter Klimastreik. Nicht nur für Schüler.
Die Kolumne ist Teil der Serie «Mehrwert» des Verbands Frauenunternehmen,
erschienen am 16. Mai 2019 in der «Handelszeitung».