Sie weiss, wie man Nein sagt
Rosaria Heeb aus Eschen (FL) musste innerlich erst in ein Tal stürzen, damit sie jetzt wieder Gipfel besteigen kann. Mittlerweile weiss sie, wie sie ihr Leben mit Familie und Beruf gelassener angehen kann.
Rosaria, Du stehst mit beiden Beinen auf dem Boden und hast Strategien entwickelt, wie Du im Alltag zwischen Familie und Beruf nicht untergehst. Wie kam es dazu?
Rosaria Heeb: Mittlerweile schaffe ich es sehr gut, die verschiedenen Rollen miteinander zu vereinbaren, aber auch voneinander zu trennen. Nach der zweiten Geburt kamen einige Dinge zusammen, und ich erlebte eine schwere Krise. Ich musste lernen, langsamer zu gehen, musste mich neu strukturieren und lernen, Nein zu sagen.
Niemand muss so schnell antworten.
Die Krise hat Dir geholfen?
Ja, sie war der Punkt in meinem Leben, an dem ich zur Ruhe kommen durfte.
Wenn man Dir eine Mail schickt, bekommt man umgehend eine Abwesenheitsmeldung. Du antwortest nicht unmittelbar persönlich, vermittelst aber Verlässlichkeit.
Die automatische Antwort hat sich auch in jener Zeit ergeben.
Die Krise hat mir sehr geholfen.
Du hast seit zehn Jahren eine eigene Firma. Wie gehst Du an Mamitagen mit Mails und Anrufen um?
Ich nehme mir die Freiheit heraus, das Telefon nicht abzunehmen oder eben doch abzunehmen und vielleicht zu sagen, dass ich nur fünf Minuten habe. Ich synchronisiere meine geschäftlichen Mails nicht mit dem Telefon. Allein die Abwesenheitsmeldung hat mir soviel Raum gegeben, das gesund zu handhaben. Davor habe ich immer sehr schnell reagiert. Aber ich musste lernen: Niemand muss so schnell antworten.
Wie schaffst Du es, Prioritäten zu setzen?
Ich musste als Mutter wieder lernen, Zeit für mich zu haben. Ich habe damals mit meinem Mann abgemacht, dass der Donnerstag ganz mir ist, inklusive Abend. Das war ein Anker, eine fixe Struktur. Dadurch kann ich heute freier entscheiden, was ich mit meiner Zeit anfange. Wenn Aufwand und Ertrag einer Sache nicht stimmen, sage ich Nein.
Wie lange hat es gedauert, bis Du das verinnerlicht hattest?
Zwei Jahre.
Was machst Du mit Deiner Zeit, die Du eingefordert hast?
Anfangs hatte ich einfach Zeit für mich, konnte mit Freunden essen oder alleine, musste mich um niemanden kümmern, ging ins Training. Heute gehe ich manchmal ins Yoga. Einfach mal wieder andere Gespräche haben, eine Normalität, in der das Ich im Vordergrund steht, nicht der Mann, nicht die Familie. Und ich habe angefangen zu meditieren – darüber bin ich sehr froh.
Ich musste lernen, langsamer zu gehen.
Wie?
Geführte Meditationen sind für mich extrem gut. Das mache ich auch im Alltag und kann die Jungs solange spielen lassen.
Du schaffst es trotz Kindern, dann voll abzuschalten?
Ja. Nach dem Mittagessen sind die Kinder in einer ruhigeren Phase. Andere machen das morgens. Man muss einfach seine Zeit einfordern.
Du klingst, als wärst Du enorm im Reinen mit Dir selber.
Ja, das bin ich. Die Krise hat mir sehr geholfen. Ich glaube, jeder kommt einmal an so einen Punkt. Ich bin froh, dass mir das schon so früh passiert ist.