Knopf oder Knoten?
Es sind oft Kleinigkeiten, wegen derer uns ein Text gefällt oder nicht. Ein falsches Wort, ein ungeschickt eingesetzter Fall – und alles schmunzelt. Das Beispiel aus dem Alltag: die Sprachvariante Knopf/Knoten.
Mein Kind steht im Badezimmer und fährt langsam mit dem Kamm durch seine Haare.
«Ich hab Knöpfe!», ruft es.
Ich stelle mir vor, wie das aussähe: Anstelle der verknoteten Haarspitzen tatsächlich Knöpfe. Runde, kleine, grosse, in allen Farben. Bei jeder Bewegung würden sie klappern, beim Schlafen würden sie gegen den Kopf drücken. Ob mein Kind dann freiwillig Haare kämmen würde?
Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Wo liegt das Problem?
Ein Knopf ist doch ein Knopf.
Jein.
Ein Helvetismus?
Was man unter einem Knopf versteht, hängt davon ab, mit wem Sie sprechen. Unterhalten Sie sich mit Ihrem Schweizer Nachbarn, mag es schlüssig sein, wenn das Kind am Morgen Knöpfe im Haar hat. Ihre Arbeitskollegin aus Hamburg hingegen würde vermutlich zwischen Knopf und Knoten unterscheiden.
Ein Knopf ist ein Gegenstand, mit dem man etwas befestigt. Indem man ihn durch ein Knopfloch steckt, erfüllt er seine verschliessende Bestimmung.
Ein Knoten hingegen entsteht, wenn man etwas zu einer Schlinge bindet. Man verknotet Garn, Tauwerk und früher sogar Taschentücher.
Der Ursprung
Dachte ich anfangs, es handle sich bei «Knopf» um einen einfachen Helvetismus, hat mich meine Recherche eines Besseren belehrt. Knopf und Knoten haben denselben Ursprung.
Das Althochdeutsche «knopf» bedeutete Knoten oder Knorren. Ursprünglich zählte es zu einer ganzen Gruppe von Wörtern, die alle mit «kn-» beginnen und etwas mit «zusammendrücken» bedeuten. Kneten. Knüpfen. Und sogar knutschen.
Symbolbild: Joanna Kosinska / unsplash