«Big Magic»: Plötzlich inspiriert
Es gibt die Kreativen, und es gibt die anderen. Die anderen wären gern kreativ, aber sie sind in der falschen Gruppe geboren. Blöd. Oder lässt sich das ändern? Fünf Dinge, die ich aus Elizabeth Gilberts Buch «Big Magic» mitgenommen habe.
Manche Menschen schaffen interessante Dinge und andere träumen davon. Warum? Es gibt immer einen guten Grund, nicht das zu tun, was man eigentlich will. Zu wenig Zeit, zu wenig Geld, die Kinder sind zu klein, die nächste Stadt ist zu weit weg etc. Folgt man der Autorin Elizabeth Gilbert, ist der Hauptunterschied zwischen denen, die es tun, und jenen, die davon träumen: Die einen haben Mut, die anderen Angst.
So viel Angst
Wie diese Angst aussieht? Nachvollziehbar. Da gibt es die Angst, das Beste schon hinter sich zu haben; die Angst, zu alt zu sein; die Angst, zu jung zu sein; die Angst, nicht genug zu wissen; die Angst vor der Reaktion der anderen. Und noch viele mehr. Mit «Big Magic» ermuntert Elizabeth Gilbert dazu, den eigenen kreativen Weg zu gehen – ohne deswegen gleich den Job zu kündigen oder die Familie zu verlassen.
Fünf Gedanken, die ich mitgenommen habe:
- Ideen kommen – und gehen.
- Nutze die Energie des Tricksters.
- Erschaffe dir selbst das passende Umfeld.
- Bücher entstehen (auch) im Nebenamt.
- Ablehnungsschreiben sind ein gutes Zeichen.
1. Ideen kommen – und gehen.
Elizabeth Gilberts Zugang zu Kreativität ist spirituell und – der Titel lässt es erahnen – zauberhaft. Wer einen rein rationalen Weg sucht, wird mit diesem Buch wenig anfangen können. «Ich glaube, dass unser Planet nicht nur von Tieren und Pflanzen und Bakterien und Viren bewohnt wird, sondern auch von Ideen», schreibt Elizabeth Gilbert (S.35).
Das Ziel einer Idee sei es, sich zu offenbaren, zu manifestieren und verwirklicht zu werden. Die Idee sucht sich einen Menschen aus, der sie umsetzen soll. Entweder nimmt er sie an oder die Idee zieht weiter.
👉 Interessante Ansicht. Schauen wir weiter.
2. Nutze die Energie des Tricksters.
Im Kapitel «Trust» (Vertrauen) stellt Elizabeth Gilbert Märtyrer und Betrüger einander gegenüber. Das englische Wort «trickster» gefällt mir an dieser Stelle besser als «Betrüger», denn mit der Wurzel «trick» weist es darauf hin, dass man sich manchmal auch selbst überlisten muss, um ans Ziel zu kommen.
Die Märtyrer-Perspektive («Nur wer leidet, hat Erfolg.») vertrage sich schlecht mit Kreativität. Nicht aus Angst und Leid entstehen die guten Dinge, sondern aus Lust und Freude. Deswegen passe die Haltung des Tricksters viel besser: leichtfüssig, verstohlen, neugierig.
👉 Wenn ich mal wieder zu verkopft und rational unterwegs bin, lasse ich mich gern vom Trickster-Gedanken leiten.
3. Erschaffe Dir selbst das passende Umfeld.
Elizabeth Gilbert hatte in ihren 20ern eine Gruppe von Freunden, die alle schrieben. Sie trafen sich regelmässig, lasen sich gegenseitig ihre Texte vor und gaben einander Feedback.
Ein geschützter Rahmen, in dem man experimentieren kann und in dem man Erfahrungen miteinander teilt, ist Gold wert. Ob die Treffen physisch stattfinden oder online: Wenn man die richtigen Menschen um sich hat, beflügelt das ungemein.
👉 Manchmal muss man so ein Umfeld aus dem Nichts erschaffen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich total lohnt.
4. Bücher entstehen (auch) im Nebenamt.
Einige der besten Romane seien mit täglich einer Stunde Einsatz geschrieben worden, so zitiert Gilbert einen berühmten US-Schriftsteller. (S.141) Der Gedanke gefällt mir, denn er reduziert den Druck. Elizabeth Gilbert schreibt, erst nach ihrem vierten Buch – dem Bestseller «Eat Pray Love» – habe sie es gewagt, ihre bezahlte Arbeit zu kündigen.
👉 Ich empfinde solche Beispiele als Ermunterung, denn sie zeigen, dass gute Dinge auch dann entstehen, wenn man ihnen nicht 100 % seiner Zeit widmen kann.
5. Absagen sind ein gutes Zeichen.
Dass man eines Tages einfach entdeckt wird, mag vorkommen, ist aber selten Deswegen: Nur wer sich bewirbt, hat auch Chancen. Das gilt für Preisausschreiben genauso wie für spannende Jobs, Wunschkund*innen und Verlage. Wer vor einer Absage zurückschreckt und es deswegen gar nicht erst probiert, hat schlechte Karten. In einer Podcastfolge empfiehlt Elizabeth Gilbert, einen eigenen Ordner für Absagen anzulegen.
👉 Deswegen: Ablehnungsschreiben sammeln!
Zum Hören: «Magic Lessons»
Wer weiterhören mag: Zum Buch entstand der Podcast «Magic Lessons» mit Elizabeth Gilbert als Host. Das Thema ist zeitlos, weshalb es auch in Ordnung ist, dass die letzte Folge schon sieben Jahre alt ist.
Details zum Buch: Elizabeth Gilbert, Big Magic: creative living beyond fear, Riverhead Books, New York 2015. ISBN 978-1594634710.