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«Die Tonalität ist wichtig»

Was macht eine gute Website aus? Welche Rolle spielt der Text? Und woher bitteschön nimmt man als Ein-Frau-Maske die Zeit, sich um die eigene Website zu kümmern? Ein Gespräch mit Marie-Louise von Aarburg, selbstständige Grafikerin in Basel.

Was braucht eine gute Website in Deinen Augen?
Marie-Louise von Aarburg: Das lässt sich nicht über Gestaltung definieren. Eine gute Website ist, wenn die Bedürfnisse der Auftraggeberin mit dem Resultat übereinstimmen. Wichtig ist, herauszufinden, welchen Anspruch die Person hat. Will sie informieren, gefunden werden oder eine Stelle besetzen? Benutzerfreundlichkeit ist ein wichtiges Wort. Als Nutzerin muss ich die Informationen finden, ohne lange zu suchen.

Deine Website gibt es seit sieben Jahren. Warum wolltest Du neue Texte?
Als Gestalterin – vielleicht ist das bei Dir ähnlich – arbeitet man wenig an den eigenen Sachen. Der vorhandene Text war minimal, ich hatte mich auf Bild und Video konzentriert. Text ist nicht meine Kompetenz. Zweimal habe ich versucht, die Texte zu ändern – aber das war eine eher oberflächliche Auseinandersetzung, ein Korrekturlesen und Lektorieren. Was fehlte, war zum Beispiel ein Input zur Struktur und dazu, wo Text notwendig ist.

Was ist jetzt anders als vorher?
Die Tonalität ist wichtig. Designbüros bieten im Grossen und Ganzen die gleichen Leistungen an. Die Kunden müssen sich in dieser Vielfalt zurechtfinden. Du hast auf meiner Website eine sehr gute Tonalität getroffen. Wenn man den Text liest und mich in echt erlebt, ist da kein Gap.

Die Website hat nun deutlich mehr Text. Der Aufbau ist logischer. Die Komponente Bild war vorher sehr stark vorhanden, die textlichen Inhalte haben gänzlich gefehlt.

Lieber eine abgespeckte Version, dafür mit Qualität.

Als Ein-Frau-Unternehmen ist auch Deine Ausdrucksweise zentral. Du hast keine Richtlinien, in denen das festgehalten wäre. Wie hast du sichergestellt, dass die Inhalte und die Wortwahl zu dir passen?
Da hast Du mir sehr gute Anhaltspunkte mit Varianten gegeben. Das war hilfreich, dann kann man drüber diskutieren. Ich lasse mich auch gern überraschen. Am Schluss schaue ich sehr genau hin, aber ich finde es spannend, wenn jemand selbst einen Input bringt. Alles andere ist langweilig. Deswegen habe ich auch keine Angst vor Künstlicher Intelligenz.

Warum?
KI denkt nicht mit. Das Persönliche kann Dir niemand abnehmen. Das Kennenlernen, Verstehen, die Tonalität. Wenn man von einer KI etwas Individualisiertes haben will, muss man ganz sauber briefen können.

Aus Kundinnensicht: Was empfiehlst Du anderen: Worauf sollte man achten, wenn man eine*n professionelle*n Texter*in hinzuzieht?
Meine Empfehlung: Arbeitet mit Leuten zusammen, die wissen, wozu die Texte verwendet werden und welche Struktur es braucht. Wenn ich ein Kundenprojekt auf dem Tisch habe, schreibt ganz oft die Mutter, der Vater oder eine Freundin, die Primarlehrerin ist. Das ist einfach nicht dasselbe. Sie können fehlerfrei schreiben, aber damit ist es nicht gemacht. Liebe Leute, arbeitet mit Profis. Das kommt Euch günstiger.

Marie-Louises Unternehmen in Basel gibt es seit 2016 – zuerst unter dem Namen Grafikbistro, heute als Studio von Aarburg. Ihre Spezialitäten: Webdesign, Branding und Signaletik.
2023 hat sie ihre eigene Website mit frischem Text bestückt, und den durfte édition Rüdt liefern.
www.studio-vonaarburg.ch

Was ist, wenn jemand ein kleines Budget hat?
Dann lieber eine abgespeckte Version, dafür mit Qualität. Less is more.

Welche Funktion erfüllt Deine Website?
Bei der Google-Suche bin ich sehr gut auffindbar. Aber ich glaube nicht, dass ich mit der Website viele Neukunden gewinne. Sie ist eine Bestätigung für bestehende Kunden, die meine Projekte anschauen. Und wenn ich empfohlen werde, verifiziert ein potenzieller Kunde auf meiner Seite, dass ihm gefällt, was ich mache.

Wie oft passt Du Deine Website an?
Mehrmals im Jahr. Referenzprojekte passe ich stetig an. Das Video tausche ich nach einem Jahr mal aus. Jetzt gerade habe ich eine neue Idee für die Landingpage. Da bin ich dran.

Woher holst Du die Zeit dafür?
Das mache ich am Abend anstelle von Netflix – oder während Netflix läuft. Dann sitze ich auf dem Sofa, den Computer auf dem Schoss. Oder am Wochenende, da habe ich Lust, so etwas zu machen.

Bilder: Barbara Keller

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