zurück zur Übersicht

6 + 1 Buchtipps für den Sommer

Mit den Sommerferien naht die Frage: Welche Bücher müssen mit? Hier sind die 6+1 Titel, die mich besonders inspiriert haben. Von Energiemanagement zu nachhaltigen Schreibtipps, vom grandiosen Debütroman bis hin zum abenteuerlichen Coming-of-Age-Roadtrip. Nimm mit, was Dir gefällt.

Um diese Titel geht’s:

Sachbücher

  • «Writing for Busy Readers» von Todd Rogers & Jessica Lasky-Fink
  • «Konsequent 60 %» von Martha Dudzinski
  • «Atomic Habits» von James Clear

Romane

  • «Tschick» von Wolfgang Herrndorf
  • «Eine Frage der Chemie» von Bonnie Garmus
  • «22 Bahnen» von Caroline Wahl
  • Buchtipp + 1: «Windstärke 17» von Caroline Wahl

Buchtipp 1: «Writing for Busy Readers»

von Todd Rogers & Jessica Lasky-Fink

Untertitel:
Communicate More Effectively in the Real World

Kategorie:
Sachbuch

Worum geht’s?
Ob Du eine SMS schreibst, einen Brief an Deine Kundschaft oder einen Newsletter: Du willst, dass Dein Text gelesen wird und womöglich eine Handlung auslöst.

Das Buch legt das Augenmerk auf die vielbeschäftigte und abgelenkte Leserschaft. Davon ausgehend, zeigen die Autorin und der Autor, wie wir unsere alltägliche Kommunikation verbessern können. Basierend auf einer wissenschaftlichen Grundlage, gespickt mit Beispielen aus der Praxis.

Eine sinnvolle Lektüre für alle, die ihre Botschaft rüberbringen wollen.

Was mir bleibt
Viele gute Tipps für jeden Tag, im Textatelier wie zu Hause.

Und die Einsicht: Wenn ich effektiv schreibe, drücke ich damit auch Wertschätzung für mein Gegenüber aus. Wir verstehen uns besser – und sparen Zeit.

«Effective writing makes life easier (…). It is a power – an almost magical power that can transmit a thought or goal from your head into someone else’s head, and then inspire them to act in response.»

Buchtipp 2: «Konsequent 60 %»

von Martha Dudzinski

Untertitel:
Wie du mit weniger Arbeit mehr schaffst

Kategorie:
Sachbuch

Worum geht’s?
Seit einer Covid-Erkrankung ist Martha Dudzinski nur noch beschränkt leistungsfähig. Im Buch sucht sie einen Weg, wie sie trotz weniger Zeit ihre Ziele erreichen kann.
Zeitmangel ist ein weit verbreitetes Phänomen. Die Autorin hat verschiedene Methoden geprüft und stuft sie subjektiv nach ihrem persönlichen Empfinden ein. Dazu hat sie Interviews mit Frauen geführt, die sich beruflich und/oder privat mit Zeit-/Energieknappheit beschäftigen.
Die Autorin stellt sich auf die Seite von benachteiligten Minderheiten – was mir grundsätzlich gepasst hat. Gewöhnungsbedürftig fand ich die anklagende Haltung, die vor allem auf den ersten Seiten des Buchs dominiert.

Das Buch hat mir vor Augen geführt,

  1. wie wichtig Selbstfürsorge ist;
  2. dass es immer darum geht, Grenzen und Prioritäten zu setzen; und
  3. dass die Überforderung im Alltag ein strukturelles Problem ist, das wir auf individueller Ebene nur beschränkt lösen können.

Was mir bleibt

  • Schau zu Dir, bevor Du krank wirst.
  • Höre auf Deinen Bauch und priorisiere das, was Dir Energie schenkt.
  • Pausen verdient man sich nicht. Sie sind überlebensnotwendig.
  • Eine der getesteten Methoden empfiehlt 40 % Pufferzeiten in der Planung. Ausprobieren!

«Kurz gesagt: Sei netter zu dir selbst.»

Buchtipp 3: «Atomic Habits»

von James Clear

Untertitel:
Tiny Changes, Remarkable Results

Deutscher Titel:
Die «1 %-Methode»

Kategorie:
Sachbuch

Worum geht’s?
Du willst eine neue Gewohnheit etablieren? Gemäss James Clear kannst Du mit vier Grundregeln Dein Verhalten nachhaltig verändern:

  • Mache die neue Gewohnheit offensichtlich.
  • Mache sie attraktiv.
  • Mache sie einfach.
  • Mache sie befriedigend.

Die Tipps, die Clear in seinem Buch gibt, sind universell anwendbar – egal ob Du eine Routine beim Bloggen finden möchtest, Dein überquellendes Mail-Postfach in den Griff bekommen oder Dich gesünder ernähren willst.

Was mir bleibt
Motivation und Mut zum kleinen Schritt.
Es sind die Mini-Schritte, die eine Veränderung alltäglicher Gewohnheiten möglich machen. Im Kopf leuchtet das schon ein. Es auch bei der Umsetzung zu beherzigen, ist weitaus schwieriger.
Wenn ich etwas in meinem Leben verbessern möchte, bieten sich immer mehrere Möglichkeiten. Meistens überlade ich das Fuder dann.
Beispiel: Ich will gesünder leben. Also: Weniger tierische Produkte essen, weniger Alkohol, mehr Bewegung, früher ins Bett etc. Das sind schon mindestens vier Gewohnheiten, die ich am liebsten gleich annehmen möchte. Spätestens nach einer Woche breche ich die Übung frustriert ab.

Wenn Du das aus eigener Erfahrung kennst, ist «Atomic Habits» das Richtige für Dich.

«People often think it’s weird to get hyped about reading one page or meditating for one minute or making one sales call. But the point is not to do one thing. The point is to master the habit of showing up.»

Buchtipp 4: «Tschick»

von Wolfgang Herrndorf

Kategorie:
Roman

Worum geht’s?
Zwei vierzehnjährige Jungs reisen in den Sommerferien mit einem geklauten Lada durch Ostdeutschland. Der Ich-Erzähler Maik Klingenberg ist ein unauffälliger Junge mit Loser-Image. Er ist heimlich verliebt in seine Mitschülerin Tatjana, die ihn nicht beachtet.
Der zweite Junge ist Tschick, wie Maik ein Aussenseiter. Ein Russe, der ohne Eltern in Berlin lebt, betrunken zur Schule kommt, sich nicht um Konventionen schert.

Maik und Tschick sind die Einzigen aus der Klasse, die nicht zu Tatjanas Geburtstagsparty eingeladen sind. Tschick bringt Maik dazu, ihr dennoch das heimlich vorbereitete Geburtstagsgeschenk zu übergeben. Danach beginnt ihr Abenteuer: ein Roadtrip Richtung Walachei. Zwischen den Jungs entwickelt sich eine Freundschaft, und Maik gewinnt an Selbstvertrauen.

Was mir bleibt
Viele unterschiedliche Gefühle.

Am Anfang ist da dieses Gefühl, ein Versager zu sein und diese Rolle nicht verlassen zu können.
Dann ein Gefühl von Ohnmacht im Zusammenhang mit dem Vater des Protagonisten.
Am Ende überwiegt die Wärme: das wachsende Vertrauen, ein Bündnis, eine Freundschaft, ein Hafen.

«Die Sterne über uns wurden immer mehr. Wir lagen auf dem Rücken, und zwischen den kleinen Sternen tauchten kleinere auf und zwischen den kleineren noch kleinere, und das Schwarze sackte immer weiter weg.
‘Das ist Wahnsinn’, sagte Tschick.
‘Ja’, sagte ich, ‘das ist Wahnsinn.’»

Buchtipp 5: «Eine Frage der Chemie»

von Bonnie Garmus

Titel im Original:
Lessons in Chemistry

Kategorie:
Roman

Worum geht’s?
Die USA Anfang der 1960er-Jahre. Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist in weiter Ferne. Männer haben das Sagen, Frauen sind ihnen untergeordnet und werden mit Gewalt in einem System der Unterdrückung gehalten. Mittendrin die Chemikerin Elizabeth Zott, die sich diesem System nicht fügt. Weder als Chemikerin noch als Geliebte oder alleinerziehende Mutter und schon gar nicht als Fernsehstar. Mit einem Nachmittags-TV-Programm ermutigt sie zahllose andere Frauen, das zu tun, wozu sie sich berufen fühlen – und nicht einfach das, was die Welt von ihnen erwartet.
Ein niederschmetterndes Buch, wenn man bedenkt, dass 1960 gerade erst war. Und ein Mutmacherbuch voller Kraft.

Was mir bleibt
Elizabeth Zott als unnachgiebiges Role Model, das unbeirrt ihren Weg geht. Sie lässt sich weder kaufen noch vermarkten.

Und die Einsicht, dass Veränderung das ist, was unser Leben ausmacht. Wer sich gegen die Veränderung sträubt, kann auf lange Sicht nur verlieren.

«Kinder, deckt den Tisch. Eure Mutter braucht einen Moment für sich.»

Buchtipp 6: «22 Bahnen»

von Caroline Wahl

Kategorie:
Roman

Worum geht’s?
Gleich zu Beginn des Buchs zeigt die Autorin, wie die Hauptfigur tickt: Mathe-Studentin Tilda sitzt an der Supermarktkasse, zieht ein Produkt nach dem anderen über das Band und rätselt anhand des Einkaufs, was für eine Person vor ihr steht.
So verspielt der Anfang ist, Tilda legt eine eiserne Disziplin an den Tag, um ihren Alltag zu stemmen. Zu Hause übernimmt sie die volle Verantwortung. Die Mutter, alleinerziehend, alkoholkrank und unberechenbar, fällt in jeglicher Hinsicht als Stütze aus. Dafür ist das Band zwischen Tilda und ihrer kleinen Schwester Ida umso stärker. 
Und dann ist da noch Viktor, der plötzlich im Schwimmbad auftaucht und Tilda an eine Zeit der Unbeschwertheit erinnert. Der Katalysator für Tildas Entwicklung.

Was mir bleibt
So viel Lesefreude, dass ich «22 Bahnen» immer wieder verschenke und weiterempfehle.
Das Buch hätte alle Elemente für ein Drama. Und doch gelingt es Caroline Wahl, Tildas eigentlich triste Realität mit viel Licht und Leichtigkeit zu beschreiben. Im Vordergrund des Buchs steht für mich die lebensbejahende Haltung, der Ausdruck einer enormen Resilienz.

Was zur Lesefreude beiträgt: Die Spielereien, die Caroline Wahl immer wieder einflicht, Gewohnheiten (das Supermarkt-Kassen-Spiel, die Bordstein-Geschichten) und Ausdrücke («Der arme Wolf», «sein Schiff», «Gänsehaut auf der Schläfe»)

«Also eigentlich sind wir eine überwiegend intakte Familie. Zu 66,67 Prozent. Wir sind intakte Schwestern. Zu 100 Prozent.»

Buchtipp +1: «Windstärke 17»

von Caroline Wahl

Wenn Du «22 Bahnen» mit ebenso viel Freude liest wie ich, wirst Du auch Caroline Wahls zweites Buch lesen wollen.

«Windstärke 17» ist im Frühjahr 2024 erschienen. Die Geschichte aus dem ersten Buch wird einige Jahre später weitergesponnen. Protagonistin ist Ida, Tildas kleine Schwester. Die Mutter hat sich das Leben genommen, und Ida gibt sich die Schuld daran. Der Roman beschreibt Idas Taumeln zwischen Todeswunsch und Überlebenskampf.

Die Geschichte aus «22 Bahnen» wird hier fortgesetzt, die Stimmung ist um einiges düsterer als in Caroline Wahls Erstling. Lesenswert.

«Im Schwimmbad ist sie [Tilda] immer 22 Bahnen geschwommen. Ich konnte das nie, eine bestimmte Anzahl Bahnen schwimmen. Ich kann nicht mitzählen, weil mein Kopf nicht funktioniert, wenn ich schwimme. Deswegen mache ich es ja.»

Quellen:

  • James Clear: Atomic Habits. Cornerstone Press, London 2022. Zitat S.163.
  • Martha Dudzinski: Konsequent 60 %. Edition Michael Fischer GmbH, Igling 2024. Zitat S.218.
  • Bonnie Garmus: Eine Frage der Chemie. Piper, München 2022. Zitat S.425.
  • Toddy Rogers & Jessica Lasky-Fink: Writing for Busy Readers. Scribe, Victoria 2023. Zitat S.3f.
  • Wolfgang Herrndorf: Tschick. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2012. Zitat S.120.
  • Caroline Wahl: 22 Bahnen. Dumont, Köln 2023. Zitat S.115.
  • Caroline Wahl: Windstärke 17. Dumont, Köln 2024. Zitat S.90.

Fotos: Isabell Rüdt

Teilen: