Qué será, será
Wenn ich 80 werde, befinden wir uns in der posthumanen Phase. Die Menschen der Zukunft seien so radikal anders, dass man sie nicht mehr eindeutig als Menschen bezeichnen könne, sagt der schwedische Forscher Nick Bostrom. Ich habe dann die Wahl: Entweder ich rüste mein Hirn mit Implantaten auf und werde zum alten, aber innerlich total feschen Cyborg – oder ich bleibe zurück als „intellektuell behindert“, wie Bostrom das ausdrückt. Und obwohl der Forscher sagt, man habe die freie Wahl, finde ich die Vorstellung gruselig.
Die Beklemmung mag daran liegen, dass ich ein gespaltenes Verhältnis zur Zukunft habe. Sie fühlt sich an wie freier Fall. Es ist vollkommen offen, was sie bringt. Wenn ich an die Zukunft denke, denke ich an all die schlimmen Dinge, die passieren könnten. (Die zähle ich jetzt nicht auf, denn ich stelle sie mir ja nicht gerne vor.)
Andererseits: Mit der Frage „Worauf möchtest Du mit 80 zurückblicken?“ verliert die Zukunft ihre Schauer. Sie wird gemütlich. Denn die Antwort auf die Frage steckt voller erfüllter Wünsche: Mein Liebster und ich haben unzählige glückliche Momente miteinander erlebt; unsere Kinder finden sich bestens in der Welt zurecht; die Verlage reissen sich um meine Bücher; und ich habe dank der richtigen Cremes kaum Falten bekommen. Klar, bei dieser Zukunft bin ich dabei!
Als Kind stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn man seinen Gesprächspartner beim Telefonieren sehen könnte. „Das wäre was!“, dachte ich. Heute ist es normal, dass Mademoiselle und der Kleine Mann die Oma beim Telefonieren sehen, auch wenn sie fast 200 Kilometer entfernt ist. Klasse ist das.
Heute sagen wir: „Stell Dir vor, wir müssten keine Nachrichten mehr schreiben, sondern könnten sie mit Gedanken übertragen.“ Wir müssten unsere Geräte nicht mal mehr aus der Tasche holen, hätten immer beide Hände frei. Wow.
Wir hätten keine Geheimnisse mehr voreinander. Stell Dir vor. Ganz schön gruselig.